Elektrisch nach Wales & England – Die Planung

Lesezeit: 7 Minuten

Meine Solo-Reise nach Großbritannien hat mich bereits 2018 nach Wales geführt und dieses Gebiet hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Jetzt brechen wir endlich gemeinsam nach Cymru auf, in das Land der unaussprechlichen Buchstabenkombinationen.

Wir werden mit dem Nachtzug von Salzburg nach Paris und mit dem Eurostar weiter nach London reisen. Dort erwartet uns ein elektrischer Mietwagen, mit dem wir nach Wales und dann nach Südengland fahren werden. Um zu Wandern und um die Landschaften zu genießen. Die Rückreise erfolgt mit dem Eurostar von London nach Paris, mit einem TGV nach München und von dort zurück nach Salzburg.

Zug versus Flug

Mein Ziel war es, die Reise so emissionsarm wie möglich zu gestalten. Zu Beginn dachten wir, nicht ganz auf Flüge verzichten zu können und die ersten Recherchen waren leider wenig erfreulich. Zwei schnelle Suchen auf Rome2Rio und Checkfelix zeigten eine lächerlich gewaltige Preisdifferenz zwischen Zügen und Flügen von Faktor 20 und mehr! Pro Richtung schienen Züge mindestens 250€ zu kosten und Flüge wurden ab 13€ angezeigt. Richtig gelesen, 13!

CO2-Kompensation

Viele Portale bieten CO2-Kompensation in der Form an, dass man Klimaschutzprojekte unterstützen kann. In der Erwartung, dass wir wohl mindestens eine Strecke fliegen werden, habe ich mich nach seriösen Anbietern umgesehen. Mir war natürlich klar, dass das primär Gewissensberuhigung wäre, da sämtliche deratigen Maßnahmen ohnehin getroffen werden müssen, und zwar zusätzlich zur Vermeidung weiterer Emissionen aber ich dachte, es wäre besser als nichts. Doch spätestens bei den Preisen, die diese Kompensationsportale aufrufen, wurde offensichtlich, dass man damit nicht im Entferntesten einen angemessen Ausgleich zu den Emissionen eines Fluges leisten kann. Bei einem Flug von Salzburg nach London werden z.B. laut Atmosfair 270kg CO2 pro Person ausgestoßen und die soll man mit lächerlichen 7€ kompensieren können. Also 26€ pro Tonne CO2. Diese Beträge sind ekelhaft niedrig, wenn man sie mit den gesellschaftlichen Kosten vergleicht, die der Ausstoß von einer Tonne CO2 verursacht. Diese liegen mindestens bei 180€.
Selbstverständlich spricht nichts dagegen, Klimaschutzprojekte zu unterstützen, aber sich damit ein reines Gewissen hinsichtlich eines vermeidbaren Urlaubsfluges zu erkaufen, ist völliger Unsinn und vermittelt eine Botschaft, die in anbetracht der Klimakrise falscher nicht sein könnte.

Tatsächliche Kosten

Also haben wir die Recherche vertieft und uns dabei durch die Websites der österreichischen, deutschen und französischen Bahnen sowie von Drittanbietern gekämpft, um schlussendlich zu einem praktikablen Plan zu kommen, der uns außerdem nicht in den finanziellen Ruin stürzt:

VonNachFahrzeitZugPreis p.P.
SalzburgParis11:24ÖBB Nightjet Privatabteil110 €
ParisLondon2:17Eurostar90 €
LondonParis2:19Eurostar44 €
ParisMünchen5:41TGV 1. Klasse90 €
MünchenSalzburg1:33Westbahn9 €
343 €

343€ sind zweifellos mehr als das, was die Flugsuchmaschinen für diese Strecken ausspuckten. Um tatsächlich vergleichbare Zahlen zu erhalten, haben wir uns ein paar Flüge genauer angesehen und den Buchungsprozess bis kurz vor Abschluss durchgeführt, um einen effektiven Gesamtpreis zu bekommen. Dabei stellte sich etwas heraus, was uns, die wir bisher vor allem Langstreckenflüge gebucht haben, nicht bewusst war. Der initial angezeigte Preis war in allen Fällen völlig aussagelos, da noch mehrere obligatorische Gebühren für Sitzplätze, Gepäck usw. hinzugekommen sind, dass sich die Preise tatsächlich schon jenen der Zugsverbindungen angenähert haben. Hinzu kam, dass es für die Heimreise gar keine passenden Flüge nach Salzburg gegeben hat und wir daher ohnehin über München reisen hätten müssen.

Fahrzeit

Natürlich dauern An- und Rückreise per Zug länger als es mit einem Flugzeug der Fall wäre. Obwohl man bei realistischer Betrachtung auch die Fahrzeiten zu und vom Flughafen einkalkulieren müsste, die beim Zug entfallen, da sich Bahnhöfe im Gegensatz zu Flughäfen meist mitten im Stadtzentrum befinden. Aber da es sich hier um einen Urlaub und nicht um eine Flucht handelt, sehe ich das unproblematisch.
Weil die Verbindungen anders nicht verfügbar waren, werden wir auf der Rückreise zwei Nächte in Paris verbringen, was sicher einen schönen Abschluss der Reise darstellen wird.

Mietwagen

Von Anfang an war klar, dass kein Verbrenner als Mietwagen infrage kommt. Also suchte ich bei den üblichen Mietwagenanbietern, war aber mit dem Angebot nicht zufrieden. Elektroautos waren nur an für uns ungünstigen Standorten, wie z.B. Flughäfen, verfügbar und außerdem waren sie einfach viel zu teuer im Vergleich zu Verbrennern.
Durch einen Tipp wurde ich dann aber auf Ufodrive aufmerksam. Das ist eine Autovermietung genau nach meinem Geschmack: Rein elektrisch, sehr einfacher Buchungsprozess, komplett App-basiert und für den Anmiet- und Rückgabeprozess ist kein menschlicher Kontakt erforderlich. Das Ganze ist sogar soweit integriert, dass die App nicht nur als Fahrzeugschlüssel dient sondern auch den Ladezustand der Batterie usw. anzeigen kann. Die Fahrzeugpalette ist je nach Standort unterschiedlich und reicht derzeit von Hyundai Kona bis Tesla Model S. Wir haben uns für einen VW ID.3 entschieden, nachdem das das kleinste in London verfügbare Auto war.
Die 8-tägige Miete kostet 672€, wobei eine Zusatzversicherung und 1000 Meilen (1600km) sowie auch der gesamte Fahrstrom schon enthalten sind. Wie genau das Laden abläuft, ob Ladekarten beiliegen oder ob das auch über die App funktioniert, wird sich noch herausstellen. Falls man mehr als die vereinbarte Strecke zurücklegen will, kostet das 0,30 Pfund pro Meile.

Wer möchte, kann meinen Empfehlungslink benutzen und bekommt 30€ Rabatt auf die erste Miete.

Hotels

In Wales haben wir ein Zimmer im Summerhill Guest House in Betws-y-coed gebucht, nachdem ich bei meinem letzten Aufenthalt hier äußerst zufrieden war. Die Unterkünfte in London und Paris haben wir auf Booking.com gesucht und gebucht, da wir hierbei über die App &Charge Guthaben sammeln, das wir dann beispielsweise beim Laden unseres Elektroautos einlösen können.

Der Vorgang ist denkbar einfach: Man öffnet über die App von &Charge die Website des Portals, bei dem man etwas kaufen möchte, und führt ganz normal die Buchung durch. Im Fall von Booking.com erhält man dann pro 3€ eine Gutschrift von einem „Kilometer“. Das ist die Einheit, in der man bei &Charge Guthaben sammelt. Nach ein paar Hotelnächten hat man so schon genug gesammelt, um das Auto kostenlos aufladen zu können.

Was &Charge sonst noch kann, werde ich übrigens demnächst in einem separaten Beitrag als Beginn einer kleinen Artikelserie über nützliche Apps aus dem Bereich der Elektromobilität beschreiben. Wer die App jetzt schon ausprobieren mag, kann das über diesen Link tun.

Sonstige Vorbereitungen

Drohne

Auch diesmal wird die Drohne wieder dabei sein. Die erforderlichen Registrierungen sind einfach und günstig. Man benötigt eine Operator ID und eine Flyer ID. Außerdem ist eine Haftpflichtversicherung erforderlich, die sollte man aber ohnehin haben.

KostenGültigkeitVoraussetzung
Operator ID10 GBP1 Jahr
Flyer ID5 JahreOnline-Test

Hier kann man sich anmelden und den Test durchführen. Er besteht aus 40 einfachen Fragen, wovon man 30 richtig beantworten muss. Es gibt kein Zeitlimit und man kann den Test beliebig oft wiederholen. Danach bekommt man umgehend die Operator ID und die Flyer ID per Mail. Erstere muss an der Drohne angebracht werden. Das wars auch schon.

Sprache

Ja, für ein paar Tage habe ich mir den Spaß gemacht, auf Doulingo ein paar Worte Walisisch zu lernen. Inzwischen habe ich es aufgegeben und konzentriere mich wieder auf Norwegisch. Wer uns beim Lernen folgen will, möge hier klicken.

Wanderführer

Ein paar Wege kenne ich ja schon, aber ein Reiseführer kann nie schaden. Wir haben uns für diesen entschieden. Das Buch beschränkt sich auf Wege, die eher gemütliche Wanderungen ohne große Höhenunterschiede sind. Natürlich wollen wir auch ein paar Gipfel besteigen, aber diese Routen sind ohnehin vor Ort gut beschrieben.


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